Fairtrade-Stadt Bad Kreuznach: Titel und Ticket für Nachhaltigkeit
Bad Kreuznach ist Fairtrade-Stadt. Diesen Titel tragen in Deutschland gut 120 Städte, die das Anliegen haben, fairen Handel und der menschenwürdige Produktionsbedingungen zu fördern. Der Weltladen Bad Kreuznach und Schüler des Gymnasiums an der Stadtmauer machten sich um die Verleihung dieses Tickets für Nachhaltigkeit besonders verdient.
Mit einem Beschluss des Stadtrates im Juli war das letzte noch fehlende Kriterium für die Verleihung des Fairtrade-Siegels erfüllt. „Diese Auszeichnung sollte für uns alle eine Verpflichtung sein“, sagt Oberbürgermeisterin Dr. Heike Kaster-Meurer bei einem Pressetermin am Montag, 19.11.2012. Besonders beeindruckt seien die Mitglieder des Stadtrates von den Schülerinnen und Schüler des Stadtmauer-Gymnasiums gewesen, die mit einem Film über die Kinderarbeit in einem indischen Steinbruch für das Bad Kreuznacher Engagement gegen Ausbeutung und für fairen Handel als Lebensgrundlage für die Menschen in der Dritten Welt warben.
Seit März hat sich eine Steuerungsgruppe für das Anliegen stark gemacht. Die Stadt und die Lokale Agenda, das Netzwerk am Turm und Kirchen, Schulen und gastronomische Betriebe sowie Weitere beteiligten sich daran. Die notwendigen fünf Kriterien seien erstaunlich schnell erfüllt gewesen, sagt Ilse Rapp vom Weltladen: „Heute kommen wir hier zusammen und können stolz sagen: Bad Kreuznach hat den Titel verliehen bekommen.“
Exakt ein Jahr nachdem das Weltladen-Team um Ideengeber Karsten Levsen die Projektidee im Büro der Oberbürgermeisterin vorstellte, sind nun 20 Einzelhandelsgeschäfte und 7 Gastronomiebetriebe Fairtrade-Partner. Aus einer langen Liste möglicher Produkte von Espresso bis Zucker bieten sie jeweils mindestens zwei an: Das können Gewürze, Kekse, Säfte, Honig, Reis und vieles mehr sein. Dabei sollten sich Großabnehmer direkt von den Handelsgenossenschaften beliefern lassen, während kleinere Mengen beim Weltladen besorgt werden können – in der Hans-Schumm-Straße, nach dem Umzug im Februar 2013 in einem Brückenhaus.
Weitere Teilnehmer sind willkommen
Der Fairtrade-Titel wurde Bad Kreuznach zunächst für die Dauer von zwei Jahren verliehen, und die Verleihung gilt als Etappenziel. Nun wird die Steuerungsgruppe weitere Händler, Gastronomen, Kantinenbetreiber für die Sache zu gewinnen versuchen. Interessenten können sich an Ilse Rapp wenden: rapp.bohner-rapp@t-online.de.
Auch die Stadtverwaltung werde das Anliegen weitertreiben, sagte Bärbel Germann, bei der im Vorfeld alle Fäden zusammenliefen. Sie berichtet von einer Schulung für alle rund 30 mit Beschaffung befassten Mitarbeiter der Stadt: Sie sollen Aspekte der Nachhaltigkeit im Einkauf kennenlernen und berücksichtigen.
Für die Oberbürgermeisterin sind aus Sicht der Stadt zwei Aspekte besonders wichtig: dass am Beispiel der konsequent agierenden Stama-Schüler ein fruchtbarer Austausch zwischen Bürgerschaft und Politik stattfand, und dass Fairtrade Möglichkeiten für die persönliche Einflussnahme durch jeden Einzelnen aufzeigt. Ihr liege daran, dass die Bad Ktreuznacher Bürger als Verbraucher ein Bewusstsein dafür entwickeln, wie sehr der Billig-billig-Trend durch menschenunwürdige Produktionsbedingungen in Drittweltländern erkauft werde.
Am 18. Februar 2013 wird das Fairtrade-Siegel offiziell übereicht.
Das Foto zeigt (von links) Ilse Rapp, Traute Wiemann, Bärbel Germann, Dr. Heike Kaster-Meurer, Ute Ackermann und Manfred Thesing.
Thomas Gierse