Weltladen-Umzug in Brückenhaus war gute Entscheidung
100 Geschäftstage nach dem ersten Verkauf im Brückenhaus holte der Weltladen nun die offizielle Einweihung seines neuen Domizils nach. Ilse Rapp vom Vorstand konnte die zahlreichen Besucher mit einer erfreulichen ersten Bilanz begrüßen: „Ja, der Umzug in das liebevoll renovierte Ladenlokal war eine gute Entscheidung.“
Am Anfang dieser Entscheidung stand die Kündigung des alten Ladens in der Hans-Schumm-Straße durch die kreuznach diakonie. Es folgten kritische Analysen von Kundschaft und Angebot, mit dem Resultat, dass ein Umzug in die Innenstadt Vorteile bringen würde. Bei einem Gang durch die Stadt sei dann das leerstehende Brückenhaus Mannheimer Straße 90 aufgefallen, und das Weltladen-Team sei heute noch „stolz und glücklich“, von den Besitzern Röth und Braun den Zuschlag als Mieter erhalten zu haben.
Dies war der siebte Umzug des Weltladens, und nun sei „das Fachgeschäft des Fairen Handels“ am „richtigen Platz“ angekommen, an der Brücke, die seit 500 Jahren Handelsplatz ist, wie Ilse Rapp berichtete.
Oberbürgermeisterin Dr. Heike Kaster-Meurer beglückwünschte Ilse Rapp und das Team dazu, die erzwungene Veränderung als Chance begriffen zu haben. Der Weltladen sei ein tolles Geschäft, bei dem Angebot und Ambiente stimmen – „schöner kann kann es nicht sein“.
Landrat Franz-Josef Diel wünschte dem Weltladen-Team, dass es sich Erfolg und Euphorie erhalten möge.
Der faire Handel werde aus der Idee der Gerechtigkeit gespeist, dass alle teilhaben sollen an einem menschenwürdigen Leben. So brachte Pastor Dr. Claus Clausen die Beweggründe der Aktiven in den Anfängen und heute auf einen Nenner. Mit Fairtrade erhalte das persönliche lokale Handeln nachvollziehbar einen globalen Horizont. So ermögliche der faire Handel es, sich für mehr Gerechtigkeit einzusetzen.
„Studium generale“ im Weltladen erhalten
Zu den Gründerinnen des Weltladens gehörte Stephanie Otto. Damals 16 Jahre jung, ließen sie und die anderen Mitglieder ihrer Jugendgruppe sich von Seiten einiger engagierter Pastoren in die Pflicht nehmen, um den Weltladen in den Nachmittagsstunden zu führen. „Wir konnten uns engagieren, wie hatten Zeit dafür“, berichtete sie und erzählte auch, wie sie im Weltladen ihr „Studium generale“ in Sachen internationale Politik und Menschenrechte erhielt, denn bei anfangs geringen Besucherzahlen war das Zeitbudget groß und der Drang nach Verstehen nicht minder.
Stephanie Otto erinnerte auch daran, dass der Weltladen für 34 Jahre Ehrenamt stehe. Einen „Ort des Lernens und des Engagements“ nennt Ministerpräsidentin Malu Dreyer den Kreuznacher Weltladen, den sie aus ihrer Zeit als Bad Kreuznacher Bürgermeisterin noch kennt (damals war er in der Turmstraße untergebracht). Ein Grußwort Malu Dreyers wurde bei der Eröffnungsfeier verlesen. Raum für weiteres Engagement ist auch nach 34 Jahren jederzeit vorhanden, denn Ilse Rapp und Traute Wiemann aus dem Vorstand haben viel ehrenamtliche Arbeit zu vergeben, auch an Menschen, die lieber Regale einräumen als Ware verkaufen oder die dies nur alle 14 Tage machen möchten.
In einem Sketch brachten Traute Wiemann und eine Kollegin den Grundproblem des Weltladens auf den Punkt: Warum soll ich für ein Produkt im Weltladen das Doppelte oder ein Mehrfaches dessen bezahlen, was ein scheinbar ähnliches Angebot bei einem Billiganbieter kostet? Klar, wegen der „Werthaltigkeit und Qualität“ und weil der Erzeugen bei diesen Preisen seine Familie ernähren kann. Die beiden Mitarbeiterinnen zeichneten Szenen eines Verkaufsgesprächs im Weltladen nach und verdeutlichten, dass „fair“ noch nicht „selbstfairständlich“ ist.
Die Zahl derer, die als Gäste (und Kunden) am Samstagmorgen bei der Einweihung dabei waren, beeindruckte, und Pfarrer Clausen merkte an, dass er dem Weltladen-Team diese Besucherzahl auch an normalen Tagen wünsche.
Thomas Gierse