Aus „Wir von hier“ vom 10.02.2012
Beilage des Öffentlichen Anzeigers Bad Kreuznach
Der lange Weg zum fairen Handel
Schüler vom Gymnasium an der Stadtmauer kamen mit ELAN gut vorbereitet zum Gespräch mit der Oberbürgermeisterin
Bad Kreuznach
Für Oberbürgermeisterin Dr. Heike Kaster-Meurer hatte der Besuch einer Schulklasse im Sitzungssaal des Stadtrates eine symbolische Bedeutung. „In der Kommunalpolitik haben wir einen großen Mangel an jungen Menschen. In unserem Stadtrat sind nur drei Mitglieder unter 40. Engagiert euch und meldet euch zu euren Themen“, begrüßte sie die 15 und 16 Jahre alten Schüler der 10c des Gymnasiums an der Stadtmauer.
Ein Thema, das junge Menschen bewegt, ist der faire Handel. Dieser sorgt dafür, dass Kinder in Ländern der Dritten Welt nicht zur Arbeit gezwungen werden, sondern dort sind, wo sie hingehören: in der Schule, um zu lernen.
Wie steht es in der Stadtverwaltung mit einem „nachhaltigen Beschaffungswesen“? Woher stammen die Produkte, mit denen beispielsweise der Bauhof Straßen ausbessert? Auf ihren Besuch bei der Oberbürgermeisterin hatten sich die Schüler im Unterricht im Rahmen eines Projektes mit dem Entwicklungspolitischen Landesnetzwerk Rheinland-Pfalz (ELAN) vorbereitet. Thema war dort auch der Einzelhandel und die Kinderarbeit bei der Produktion von Textilien in der Dritten Welt. Begleitet wurde die Klasse von der Schulleiterin Dr. Annegret Schwarz, Katja Voss und Dominik Gabel (beide ELAN) sowie von Carsten Levsen (Eine-Welt- Laden). In der Stadtverwaltung ist ein Anfang gemacht. Die Oberbürgermeisterin bietet ihren Gästen „fair gehandelten Kaffee“ an, der aus dem Eine- Welt-Laden in Bad Kreuznach bezogen wird. In der Bad Kreuznacher Stadtverwaltung gibt es dezentrales Beschaffungswesen, das heißt, jedes Amt bestellt seine Materialien selbst. Der städtische Bauhof bezieht beispielsweise Steine und Schotter beim regionalen Baustoffhandel oder aus Steinbrüchen der Umgebung. Die Oberbürgermeisterin will sich dafür einsetzen, dass bei Ausschreibungen von Straßenarbeiten oder Neubauten, die beauftragten Firmen auf die Herkunft der Baustoffe zu achten haben. „Wir müssen für den fairen Handel ein Bewusstsein schaffen. Das geht über Aufklärung, und da brauchen wir eure Hilfe“, ermunterte die Oberbürgermeisterin die Schüler, sich auch in der Lokalen Agenda zu engagieren. Denn bis zum Ziel „Stadt des fairen Handels“ ist es noch ein „unglaublich langer Weg“.