von Nathalie Doleschel
Bad Kreuznach wird Fair Trade Town
von Nathalie Doleschel
Demnach hungert jeder siebte Mensch, insgesamt eine Milliarde, insbesondere in Afrika, Asien und Lateinamerika. Darunter auch viele Kleinbauern mit ihren Kindern. Eine Mahlzeit, bestehend aus einer Schale Reis, Mais oder gekochten Bananen ist oft ihre Tagesration. Sie sitzen am Tisch der Armen. Diesen kärglich gedeckten Tisch konnten die Gäste anschaulich neben ihrem reichen Frühstückstisch wahrnehmen.
Im Rahmen eines fairen und regionalen Frühstücks haben wir die Fraktionsvorsitzenden aller Kreuznacher Parteien am 12. Mai 2012 von 11-13 Uhr in unser gemeinsames Ladengeschäft in die Hans-Schumm-Straße 1 eingeladen.
Aus „Wir von hier“ vom 10.02.2012
Beilage des Öffentlichen Anzeigers Bad Kreuznach
Der lange Weg zum fairen Handel
Schüler vom Gymnasium an der Stadtmauer kamen mit ELAN gut vorbereitet zum Gespräch mit der Oberbürgermeisterin
Bad Kreuznach
Für Oberbürgermeisterin Dr. Heike Kaster-Meurer hatte der Besuch einer Schulklasse im Sitzungssaal des Stadtrates eine symbolische Bedeutung. „In der Kommunalpolitik haben wir einen großen Mangel an jungen Menschen. In unserem Stadtrat sind nur drei Mitglieder unter 40. Engagiert euch und meldet euch zu euren Themen“, begrüßte sie die 15 und 16 Jahre alten Schüler der 10c des Gymnasiums an der Stadtmauer.
Ein Thema, das junge Menschen bewegt, ist der faire Handel. Dieser sorgt dafür, dass Kinder in Ländern der Dritten Welt nicht zur Arbeit gezwungen werden, sondern dort sind, wo sie hingehören: in der Schule, um zu lernen.
Wie steht es in der Stadtverwaltung mit einem „nachhaltigen Beschaffungswesen“? Woher stammen die Produkte, mit denen beispielsweise der Bauhof Straßen ausbessert? Auf ihren Besuch bei der Oberbürgermeisterin hatten sich die Schüler im Unterricht im Rahmen eines Projektes mit dem Entwicklungspolitischen Landesnetzwerk Rheinland-Pfalz (ELAN) vorbereitet. Thema war dort auch der Einzelhandel und die Kinderarbeit bei der Produktion von Textilien in der Dritten Welt. Begleitet wurde die Klasse von der Schulleiterin Dr. Annegret Schwarz, Katja Voss und Dominik Gabel (beide ELAN) sowie von Carsten Levsen (Eine-Welt- Laden). In der Stadtverwaltung ist ein Anfang gemacht. Die Oberbürgermeisterin bietet ihren Gästen „fair gehandelten Kaffee“ an, der aus dem Eine- Welt-Laden in Bad Kreuznach bezogen wird. In der Bad Kreuznacher Stadtverwaltung gibt es dezentrales Beschaffungswesen, das heißt, jedes Amt bestellt seine Materialien selbst. Der städtische Bauhof bezieht beispielsweise Steine und Schotter beim regionalen Baustoffhandel oder aus Steinbrüchen der Umgebung. Die Oberbürgermeisterin will sich dafür einsetzen, dass bei Ausschreibungen von Straßenarbeiten oder Neubauten, die beauftragten Firmen auf die Herkunft der Baustoffe zu achten haben. „Wir müssen für den fairen Handel ein Bewusstsein schaffen. Das geht über Aufklärung, und da brauchen wir eure Hilfe“, ermunterte die Oberbürgermeisterin die Schüler, sich auch in der Lokalen Agenda zu engagieren. Denn bis zum Ziel „Stadt des fairen Handels“ ist es noch ein „unglaublich langer Weg“.
Jugendliche sind die Zukunft unserer Gesellschaft. Sie sind die wichtigsten Akteure von morgen. Deshalb ist es wichtig, junge Menschen über die Auswirkungen ihres Konsums auf das Leben der Menschen in den Ländern des Südens zu informieren und sie zu einer kritischen Reflexion ihres Konsums anzuregen.
Der Weltladen Bad Kreuznach bietet seit einem Jahr für Schülerinnen und Schüler regelmäßig konsumkritische Stadtrundgänge durch die Innenstadt von Bad Kreuznach unter Leitung eines Mitarbeiters des Weltladens und (wenn möglich) ältererSchülerinnen/ Schülern Bad Kreuznacher Gymnasien an. Der Rundgang beginnt im Weltladen, wo über die Globalisierungsprozesse in der Produktion und deren Auswirkungen informiert wird. Es wird aufgezeigt, unter welchen oft katastrophalen Bedingungen die bei uns angebotenen Produkte hergestellt werden. Thematisiert werden Kinderarbeit, gesundheitsgefährdende Arbeitsbedingungen, der Einsatz von Pestiziden, niedrige Löhne und viele andere Probleme.
Nach dieser Einführung gehen die Schülergruppen in die Mannheimer Straße. Hier werden spezifische Themen angesprochen: Vor vier verschiedenen Geschäften (z. B. Tchibo, Kik, Hussel, Metzgerei u.a. ) beschäftigen sich die Teilneher mit der Herstellung von Kaffee, Schokolade, Textilien und mit der Erzeugung von Fleisch. Während dieser 90 Minuten werden ökologische und soziale Aspekte erklärt, Fragen beantwortet, Produkte aus Fairem Handel probiert und auch ein interaktives Rollenspiel durchgeführt. So entstehen interessante Diskussionen über alternative Formen der Produktion, des Einkaufes und des Konsums.
Am Ende sind die Schülergruppen darüber aufgeklärt, wie wichtig der Faire Handel für die Produzenten weltweit ist. Sie haben erfahren, welche Macht sie alsKonsumenten dabei haben und wie und wo sie in Zukunft « anders einkaufen » können.
Lauriane Manteaux, FÖJ-lerin im Weltladen und RegioMarkt Bad Kreuznach